Die Industrien der Zukunft
Alec Ross bietet mit seinem Buch – Die Industrien der Zukunft – einen faszinierenden Blick in die kommenden Jahrzehnte.
Als Finanzanalyst bei AarauInvest AG ist es meine (Himesh Parikh) Aufgabe, Markttrends zu analysieren und vielversprechende Investitionsmöglichkeiten für unsere Kunden zu identifizieren. Wir legen grossen Wert darauf, direkt in Aktien und Anleihen basierend auf einer sorgfältig ausgearbeiteten Anlagephilosophie zu investieren. Um stets auf dem neuesten Stand zu bleiben und zukünftige Entwicklungen besser einschätzen zu können, verbringe ich viel Zeit mit Lesen von zukunftsweisender Literatur.
Kürzlich hat mich ein Buch besonders fasziniert: „The Industries of the Future“ von Alec Ross. Ross war der Innovationsberater von Hillary Clinton während ihrer Zeit als US-Aussenministerin. Somit stand er an vorderster Front der technologischen und politischen Entwicklungen und konnte diese hautnah erleben sowie mitprägen. Er nimmt uns mit auf eine spannende Reise durch Technologien und Branchen, die unsere Welt in den nächsten Jahrzehnten revolutionieren werden. Seine Einblicke als Insider an der Schnittstelle von Technologie und Politik machen dieses Buch für jeden wichtig, der die Zukunft der globalen Wirtschaft prägen möchte. Das Buch fokussiert sich auf fünf Hauptbereiche: Robotik und künstliche Intelligenz, fortschrittliche Biowissenschaften, die Kodifizierung von Geld und Märkten, Cybersicherheit und Big Data. Die im Buch präsentierten Bereiche werden mit faszinierenden Beispielen und Fallstudien detailliert erläutert.
1. Robotik und künstliche Intelligenz: Die Helfer der Zukunft
Das Buch beginnt mit einem Blick auf die rasanten Fortschritte in der Robotik und künstlichen Intelligenz (KI). Es wird argumentiert, dass wir an der Schwelle zu einer neuen Ära stehen, in der Roboter und KI-Systeme nicht mehr nur repetitive manuelle Aufgaben übernehmen, sondern zunehmend auch kognitive und nicht-repetitive Tätigkeiten ausführen werden.
Stellen Sie sich vor Sie betreten ein Pflegeheim in Japan. Statt überlasteter Pflegekräfte begrüsst Sie ein freundlicher Roboter namens Pepper. Er plaudert mit den Bewohnern, erinnert sie an ihre Medikamente und unterstützt sie bei alltäglichen Aufgaben. Was wie Science-Fiction klingt, ist in Japan bereits Realität.
Angesichts einer rapiden alternden Bevölkerung und einem Mangel an Pflegekräften setzt Japan verstärkt auf Robotertechnologie, um diese Herausforderung zu bewältigen. Unternehmen wie SoftBank Robotics mit ihrem humanoiden Roboter Pepper oder Toyota mit ihren Pflegerobotern sind Vorreiter in diesem Bereich. Die Entwicklung zeigt nicht nur technologische Innovationen, sondern auch, wie kulturelle Unterschiede (z.B. Japan vs. andere westliche Industrieländer) die Akzeptanz und Implementierung neuer Technologien beeinflussen können.
Erläutert werden auch die potenziellen Auswirkungen der Automatisierung auf den Arbeitsmarkt. Eine Studie der Oxford University prognostiziert, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten bis zu 47% der Arbeitsplätze in den USA durch Automatisierung gefährdet sein könnten. Besonders betroffen sind Berufe im Transportwesen, in der Logistik und im Bürowesen. Als Beispiel wird das Unternehmen Kiva Systems (heute Amazon Robotics) genannt, dessen Lagerroboter die Effizienz in Amazons Fulfillment-Centern drastisch erhöht haben.
Gleichzeitig wird betont, dass die Automatisierung auch neue Jobmöglichkeiten oder sogar völlig neue Jobprofile schaffen wird. Unternehmen wie iRobot, der Hersteller des Roomba-Staubsaugerroboters, haben neue Arbeitsplätze in den Bereichen Roboterdesign, -programmierung und -wartung geschaffen.
2. Biowissenschaften: Der Code des Lebens als neue Goldmine
Stellen Sie sich vor, Sie könnten Krankheiten unterbinden, bevor sie überhaupt entstehen. Klingt utopisch? Nicht für Ross. Er zeigt auf, wie wir im Bereich der Biowissenschaften eine Revolution erleben könnten, die unsere Lebenserwartung erhöhen und die Art und Weise wie wir Krankheiten behandeln grundlegend verändern würde. Genauso wie die Tech-Industrie die letzte Billion-Dollar-Industrie war, die auf einem Code aus Einsen und Nullen aufgebaut wurde, könnte die nächste grosse Industrie auf unserem genetischen Code basieren.
Die Genomsequenzierung hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Unternehmen wie Illumina (Ticker: ILMN) haben die Kosten für die Sequenzierung eines menschlichen Genoms von Millionen von Dollar auf weniger als USD 1’000 gesenkt. Diese Entwicklung eröffnet neue Möglichkeiten für personalisierte Medizin und gezielte Therapien.
Ein faszinierendes Beispiel ist die Arbeit von Unternehmen wie Editas Medicine (Ticker: EDIT) und CRISPR Therapeutics (Ticker: CRSP), die die CRISPR-Cas9-Technologie zur Genomeditierung nutzen. Diese Technologie ermöglicht es, Gene präzise zu „editieren“ und sie bietet potenzielle Behandlungsmöglichkeiten für genetische Erkrankungen wie Sichelzellanämie oder bestimmte Formen von Blindheit. Der Code des Lebens wird buchstäblich umgeschrieben.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Es werden die ethischen Implikationen dieser Technologien diskutiert, insbesondere im Hinblick auf die Möglichkeit der Keimbahnmodifikation, bei der genetische Veränderungen an Embryonen vorgenommen werden, die dann an zukünftige Generationen weitergegeben werden. Die kontroverse Arbeit des chinesischen Wissenschaftlers He Jiankui, der 2018 behauptete, die ersten geneditierten Babys geschaffen zu haben, löste weltweit Empörung und Besorgnis aus.
3. Die digitale Revolution des Geldes: Von Bitcoin bis M-Pesa
Ross erläutert, wie digitale Technologien unser Verständnis und unseren Umgang mit Geld und Finanzmärkten transformieren. Er schildert uns eine Welt, in der das Vertrauen nicht durch traditionelle Finanzinstitutionen (z.B. Banken) geschaffen wird, sondern durch Algorithmen und dezentralen Systemen ersetzt wird.
Ein Hauptfokus liegt dabei auf der Blockchain-Technologie und den Kryptowährungen. Detailliert wird die Entstehung und Funktionsweise von Bitcoin, der ersten und bekanntesten Kryptowährung, beschrieben. Die zugrunde liegende Blockchain-Technologie könnte nicht nur den Finanzsektor, sondern potenziell auch andere Bereiche wie Vertragsmanagement, Eigentumsrechte und sogar Wahlen revolutionieren.
Besonders beeindruckend ist die Geschichte des innovativen Fintech-Unternehmens M-Pesa. Es ist ein mobiles Zahlungssystem, das in Kenia entwickelt wurde und inzwischen in mehreren afrikanischen Ländern weit verbreitet ist. M-Pesa ermöglicht es Menschen, ohne Bankkonto Geld über ihre Mobiltelefone zu senden und zu empfangen, was die finanzielle Inklusion in diesen Regionen drastisch verbessert hat. Die Einfachheit des Systems, bei dem Nutzer lediglich ein einfaches Mobiltelefon und eine SIM-Karte benötigen, machte es besonders für ländliche und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen zugänglich. M-Pesa veränderte nicht nur den Geldtransfer, sondern schuf auch ein ganzes Ökosystem von Finanzdienstleistungen, von Mikrokrediten bis hin zu Versicherungen. Es trug so massgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung und Armutsbekämpfung bei.
Gleichzeitig sind für die Regulierungsbehörden diese Technologien herausfordernd: Die Krypto-Märkte sind überdurchschnittlich volatil. Die Digitalisierung eröffnet neue Angriffsflächen für Cyberkriminalität. Die Anonymisierung der Benutzer durch Blockchain-Technologien bietet auch neue Gefahren für Geldwäsche.
4. Cybersicherheit: Der unsichtbare Krieg
In einer zunehmend vernetzten Welt gewinnt das Thema Cybersicherheit immer mehr an Bedeutung. Wir bewegen uns von einem Kalten Krieg zu einem „Code-Krieg“, in dem Cyberangriffe und digitale Spionage zu den Hauptbedrohungen für nationale Sicherheit werden.
Ross erzählt packende Geschichten von Cyberangriffen wie dem auf Sony Pictures, der dem Unternehmen Schäden in der Höhe von 100 Millionen Dollar zufügte. Auch der Stuxnet-Virus, der iranische Nuklearanlagen sabotierte und als eines der ersten Beispiele für Cyberkriegsführung gilt, wird erläutert.
Besonders faszinierend ist Ross‘ Einblick in die Arbeit von Unternehmen wie Palantir Technologies (Ticker: PLTR). Diese Firma nutzt Big-Data-Analysen, um Bedrohungen zu erkennen bevor sie zur Realität werden. Palantirs Technologie wird von Geheimdiensten und Strafverfolgungsbehörden eingesetzt, um komplexe Datensätze zu analysieren und potenzielle Sicherheitsrisiken zu identifizieren.
Es wird auch die wachsende Bedeutung von Cybersicherheit für Unternehmen aller Grössenordnungen betont. Cyberangriffe sind zur alltäglichen Bedrohung geworden – nicht nur für Grosskonzerne, sondern auch für kleine und mittlere Unternehmen. Selbst scheinbar unbedeutende Sicherheitslücken können katastrophale Folgen haben wie zum Beispiel Datendiebstahl bis hin zur kompletten Lahmlegung von Geschäftsabläufen. Die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung bietet zwar enorme Chancen, aber vergrössern gleichzeitig die Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Investitionen in Cybersicherheit sind nicht länger ein optionaler Luxus, sondern stellen eine existenzielle Notwendigkeit für jedes Unternehmen dar.
5. Big Data: Der neue Rohstoff des 21. Jahrhunderts
«Daten sind das neue Öl» – Diese Metapher wird im letzten Hauptabschnitt des Buches hervorgehoben. Die Fähigkeit, grosse Datenmengen zu sammeln, zu analysieren und zu nutzen, wird in den kommenden Jahrzehnten ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
Unternehmen wie Netflix nutzen Daten, um Inhalte zu personalisieren und sogar Entscheidungen über die Produktion neuer Serien zu treffen. Ein konkretes Beispiel ist die Entwicklung der erfolgreichen Serie „House of Cards“, bei der Netflix Daten über Zuschauervorlieben nutzte, um das Potenzial der Serie vorherzusagen. Google und Facebook haben durch ihre datengetriebenen Geschäftsmodelle riesige Werbeimperien aufgebaut.
Im Gesundheitswesen wird die Arbeit von Unternehmen wie 23andMe hervorgehoben, die genetische Daten von Millionen von Menschen sammeln und analysieren. Diese Daten können nicht nur für personalisierte Medizin genutzt werden, sondern auch für die Entwicklung neuer Medikamente. Dabei wird die Partnerschaft zwischen 23andMe und dem Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline zur Entwicklung neuer Therapien geschildert.
Es wird auch vor den potenziellen Gefahren der massiven Datensammlung gewarnt. Einige wenige Unternehmen kontrollieren den Grossteil der weltweit gesammelten Daten und besitzen damit enorme Macht. Diese Konzentration von Daten in den Händen weniger Unternehmen birgt Risiken für den Wettbewerb, die Privatsphäre und die Sicherheit. Der Fall von Target, eine grosse US-amerikanische Detailhandelskette, das anhand von Kaufdaten die Schwangerschaft einer Teenagerin erkannte, bevor ihre Familie davon wusste, wird als Beispiel dafür angeführt, wie tiefgreifend Big-Data-Analysen in unser Privatleben eindringen können.
Schlussfolgerungen und Implikationen für Investoren
„The Industries of the Future“ ist mehr als nur ein Blick in die Kristallkugel. Es ist ein Weckruf und eine Inspirationsquelle zugleich. Das Buch bietet einen faszinierenden und umfassenden Überblick über die Technologien und Branchen, die unsere Welt in den kommenden Jahrzehnten prägen werden. Als Finanzanalyst bei AarauInvest sehe ich in diesen Entwicklungen enorme Chancen, aber auch grosse Herausforderungen für Investoren.
Die Botschaft ist klar: Wer in der Welt von morgen erfolgreich sein will, muss heute beginnen, sich mit diesen Technologien auseinanderzusetzen. Die identifizierten Schlüsselbereiche – Robotik und KI, fortschrittliche Biowissenschaften, digitale Finanztechnologien, Cybersicherheit und Big Data – bieten zweifellos enorme Wachstumschancen. Gleichzeitig stellen sie etablierte Geschäftsmodelle in Frage und schaffen neue Risiken, die sorgfältig abgewogen werden müssen.
Für uns als Vermögensverwalter ergeben sich daraus mehrere wichtige Überlegungen:
1. Diversifikation:
Die beschriebenen Technologien werden verschiedene Sektoren unterschiedlich stark beeinflussen. Eine Diversifikation mit verschiedenen Branchen und Unternehmen kann helfen, Risiken zu reduzieren und Chancen zu erhöhen.
2. Langfristige Perspektive:
Viele der beschriebenen Entwicklungen werden sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte entfalten. Als Vermögensverwalter müssen wir eine langfristige Perspektive einnehmen und geduldig sein, während sich diese Technologien entwickeln und reifen.
3. Ethische Überlegungen:
Insbesondere in den Bereichen wie Genomeditierung und Big Data müssen wir die ethischen Implikationen unserer Investitionen sorgfältig abwägen. Es ist wichtig, dass wir nicht nur nach finanziellen Renditen streben, sondern auch die gesellschaftlichen Auswirkungen unserer Investitionen berücksichtigen.
4. Kontinuierliches Lernen:
Die beschriebenen Technologien entwickeln sich rasant. Als Vermögensverwalter müssen wir uns ständig weiterbilden und auf dem Laufenden bleiben, um fundierte Investitionsentscheidungen treffen zu können.
5. Fokus auf Qualität:
In Übereinstimmung mit unserer Anlagephilosophie bei AarauInvest sollten wir uns auf qualitativ hochwertige Unternehmen konzentrieren, die in ihren Nischen führend sind und über solide Geschäftsmodelle verfügen. Das ist besonders wichtig, da es in den Bereichen wie der Biotechnologie oder Kryptowährungen enorme Risiken und sich viele spekulative Investoren herumtummeln.
6. Beachtung regulatorischer Entwicklungen:
Viele der beschriebenen Technologien werden wahrscheinlich neue regulatorische Herausforderungen mit sich bringen. Wir müssen diese Entwicklungen genau beobachten und ihre potenziellen Auswirkungen auf die verschiedenen Sektoren und Unternehmungen berücksichtigen.
Es ist jedoch klar, dass die Zukunft nie mit Sicherheit vorhergesagt werden kann. Deshalb wird Flexibilität, kontinuierliche Weiterentwicklung und die Bereitschaft, unsere Strategien an sich verändernde Umstände anzupassen entscheidend sein. Wir werden auch Fehler machen, die wir akzeptieren müssen und aus denen wir lernen wollen. Indem wir die beschriebenen Trends im Auge behalten und gleichzeitig unserer bewährten Anlagephilosophie treu bleiben, sind wir gut positioniert, um unsere Kundschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten einen Mehrwert zu bieten.
Quelle:
• Ross, A. (2016). The industries of the future. Simon and Schuster.
Dieser Bericht stellt keine Aktienkaufsempfehlung der AarauInvest AG dar. Wenn Sie unsere Anlagestrategie unverbindlich kennenlernen möchten, bitten wir Sie, mit uns direkt in Kontakt zu treten.
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